Nach einem Surfunfall oder schlimmen Erlebnis beim Surfen passiert es oft, dass wir dann bei der nächsten Surfsession plötzlich Angst haben, wo vorher keine war. Oder sich die Angst deutlich verstärkt hat. In diesem Blogpost erkläre ich dir eine Übung, die dir hilft, genau das zu verhindern.

Als kleine Vorbereitung für Situationen, in denen du Angst kriegen könntest: Überlege dir ein Wort, ein Spruch, eine Melodie, oder die Erinnerung an etwas Entspannendes oder Beruhigendes. Beispiel: Eine meiner Retreatteilnehmerinnen kriegte ein panisches Gefühl, wenn sie von der Welle im kalten Wasser unter Wasser gedrückt wurde. Sie dachte dann – sobald das panische Gefühl aufkam – wie sie gemütlich vor dem Kamin einen Kaffee trinkt. Sie verband dieses innere Bild mit Wärme und Entspannung.

Was machst du in einer brenzligen Situation beim Surfen?

Wenn du im Wasser Angst kriegst und du merkst, dass du panisch wirst, zähle als allererstes von 5 auf 1 und denke dann an dein Wort, Spruch, Melodie oder inneres Bild. Egal was du für dich auswählst, es soll eine starke emotionale Bedeutung für dich haben.

Wenn du dann aus der gröbsten Angst draussen bist, und du unbedingt aus der Gefahrenzone raus musst (zurück ins Line-up oder zurück an den Strand), switche deinen Mindset auf das Sturste, Beharrlichste, Entschlossenste was du je in deinem Leben warst. Dein ganzer Gesichtsausdruck strahlt Sturheit aus, dein ganzer Körper vibriert vor Entschlossenheit. Spüre das Gefühl so stark du kannst. Das gibt dir Kraft und hilft dir, konzentriert zu bleiben. Gleichzeitig hält es dich davon ab, etwas Negatives zu denken, da wir nicht zwei Gedanken gleichzeitig denken können. Dabei zählst du einfach stur mit jedem Paddelschlag von 1 auf 100.

Was machst du nach dem Surfunfall oder schlimmen Erlebnis?

Egal ob es dir gelungen ist, die Angst zu überwinden oder ob du noch immer total geschockt am Strand ankommst: Nimm dir direkt nach dem Surfen am Strand einen Moment Zeit und mach folgende Übung, um emotionale Distanz zum Erlebten zu schaffen und deinem Unterbewusstsein eine andere emotionale Verbindung zu lehren. Nicht erst zu Hause, sondern direkt, nach dem du aus dem Wasser kommst, sofern das möglich ist.

Schritt 1 – emotionale Distanz zum Erlebten schaffen:

Erzähle dir selber was gerade passiert ist innerlich, und zwar in der dritten Person, als ob das jemand anderem passiert ist und du das jemandem erzählst. Somit schaffst du emotionale Distanz zum Erlebten. Du kannst es auch laut aussprechen. Achte dabei auf deine Sprache. Beschreibe alles, was mit Angst oder negativen Emotionen zu tun hatte, sehr neutral (z.B. „eine grosse Welle“ statt „eine Monsterwelle, die mich fast getötet hat“, „ich habe Angst gefühlt“ statt „ich bin fast vor Angst gestorben“). Auch wenn du anderen Leuten von deinem Erlebnis erzählst, bitte tu es so neutral wie möglich, auch wenn es manchmal verlockend ist, die Geschichte ausführlich und emotional zu erzählen. Aber wenn du die Angst mit Worten wieder aufleben lässt, gibst du der Angst Kraft und lässt sie immer und immer wieder aufleben.

Schritt 2:

Wiederhole das Durchgehen der Situation, aber in dieser zweiten Version kommt keine Angst mehr vor, sondern du behältst die Kontrolle, bleibst gelassen und mutig. Unser Hirn kann nicht unterscheiden, ob wir etwas wirklich erlebt haben oder nicht. Indem du die Situation noch einmal auf diese Art und Weise durchgehst, ist es für dein Hirn tatsächlich so, als ob du die Situation ohne Angst erleben konntest. Damit „überschreibst“ du die Heftigkeit des Erlebten mit etwas „weniger Schlimmem“. Zwar immer noch eine beängstigende Situation, aber du hast sie mit einem Gefühl von Kontrolle gemeistert.

Schritt 3:

Dann wiederholst du die Situation innerlich noch einmal. Diesmal machst du die Situation aber so lustig wie möglich, sei kreativ. Somit hilfst du deinem Unterbewusstsein, den Angstkreislauf (Angst bleibt bestehen, verankert sich, wird bei jeder künftigen Session zum Problem und vor allem immer stärker) zu durchbrechen und das Ereignis emotional anders zu verknüpfen. Regenbogenfarbiges Wasser, du fällst wie auf Watte, es schwimmen Fische um dich rum die dir Witze erzählen, du hast Flügel, etc. Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Manche, die die Übung machen, sagen: Aber ich kann nichts Lustiges an der Situation finden, sie war so schlimm. Schau, hier geht es nicht darum, die Situation herunterzuspielen. Ja, sie war schlimm. Du hast dich vielleicht verletzt oder bist gefühlt fast ertrunken. Hier geht es aber um ein Gedankenexperiment, denn du willst ja verhindern, dass sich in Zukunft Angst aufbaut. Indem du dein Erlebnis völlig übertrieben lustig oder extrem absurd machst, verliert das Erleben an emotionaler Intensität.

Schritt 4:

Bedanke dich bei dir selber, dass du die Kraft und mentale Stärke aufgebracht hast.

Weitere Surftipps für mehr Selbstvertrauen

Eigne dir Wissen an und verbessere deine Fähigkeiten. Lerne, wie man sich in Strömungen verhält, übe deinen Duck-Dive, baue Kraft und Kondition auf, bevor du in die Surfferien gehst. Nimm dir bei jedem Spot genügend Zeit, den Spot genau zu beobachten. Die Wellen, die anderen Surfer, die Strömungen, Channels, Bodeneigenschaften, etc. Je mehr du weisst, je fitter du bist, desto kleiner die Gefahr eines Surfunfalls.

Alles klar? Erzähl mir von deinen Erfahrungen, Surfunfällen und deinen Problemen beim Surfen. Ich werde alles sammeln und dann laufend Videos mit Coaching-Inputs zu den verschiedenen Anliegen erstellen.