Kennst du Angst? Dieses drückende, panikartige Gefühl, dass die unangenehme Eigenschaft besitzt, sich selbständig zu machen, überproportional anzuwachsen und in den unpraktischsten Momenten aufzutauchen? Und dass so ganz und gar unkontrollierbar erscheint?

Ich kenne sie. Ich habe sie gekriegt, wenn Freaksets auf mich zurollen und ich weiß, dass ich keine Fluchtchancen habe und wohl oder übel einen richtigen Waschgang erleben werde. Weshalb ich dann Angst hatte? Erstens, weil ich das Bild einer großen auf mich zurollenden Wasserwand beängstigend fand. Zweitens, weil ich deswegen fast einmal ertrunken wäre und drittens, weil schon 5 meiner Bretter solchen Sets zum Opfer gefallen und einfach in zwei Teile zerbrochen sind.

Auch im Surfmentaltraining ist die Angst ein viel genanntes Thema. Manchmal ist der Grund bekannt, manchmal weiß man gar nicht so genau, warum man Angst hat, man hat sie einfach. Manchmal ist sie überwältigend, manchmal nur so als leicht mulmiges Gefühl vorhanden. Manchmal beschränkt sie sich auf gewisse Situationen, manchmal breitet sie sich auf das ganze Surf-Erleben aus.

Was tun, um die Angst beim Surfen loszuwerden und den Mut zu steigern?

Meine Angst habe ich mit Visualisieren, die Ursache (Trauma) mit Hypnose auflösen und Gelassenheit lernen überwunden. Und auch damit, dass ich gelernt habe, mich und meine Fähigkeiten besser einzuschätzen.

Zur Angst muss ich aber auch sagen, dass ein gesundes Maß an Angst, das zum richtigen Zeitpunkt auftaucht, auch notwendig und manchmal sogar überlebenswichtig ist. Sie hilft uns nämlich, unsere Fähigkeiten richtig einzuschätzen, keine zu großen Dummheiten zu begehen und ungeahnte Kräfte zu entwickeln (man kann zum Beispiel plötzlich doppelt so schnell paddeln als jemals zuvor im Leben).

Was kannst du nun aber selber tun, um deine störende Angst aufzulösen?

WISSEN ANEIGNEN

Wissen gibt Sicherheit und Selbständigkeit. Das ist uns wohl Allen bekannt. Lerne alles Mögliche über das Meer, die Strömungen, die Wellen, das Wetter, über Surfbretter, Material, Surfbasics und so weiter. Deine Helfer: Das Internet und Bücher (eines meiner ersten Lieblingsbücher als ich mit Surfen begonnen habe ist Taj Burrow’s Book of Hot Surfing. Auch empfehlen kann ich das Buch The Intermediate Surfcompanion. Und natürlich andere Surfer fragen ist auch immer empfehlenswert.

Wenn du Surfen gehst, nimm dir UNBEDINGT die Zeit, den Spot mindestens 15 Minuten einfach nur zu beobachten. Mach dich vertraut mit allem, was du wahrnehmen kannst. Wie sind heute die Bedingungen, wo kannst du Strömungen ausmachen, wie sind die Wellen, in welchen Abständen kommen die Sets rein, was tun die anderen Surfer so, wo hat es eventuell Steine oder andere Gefahren, wo geht’s rein und wo wieder raus, und so weiter und so fort.

Bewegungsabläufe kennen

Ist dir beim Surfen bewusst, wann du gerade was tust, wo du dich im Wasser befindest und wie genau deine Bewegung nun abzulaufen hat? Oft ist nicht die Angst das Problem, sondern sie ist nur Konsequenz aus Unwissen.

Anna aus meiner Fallgeschichte Nr. 1 zum Beispiel hatte immer Angst, nach dem Take-off vom Brett runterzufallen und dann gewaschen zu werden. Diese Angst hat sie völlig blockiert. Während des Mentaltrainings haben wir herausgefunden, dass nicht die Angst das Problem ist, sondern dass der Take-off nicht sitzt und aus dieser Unsicherheit heraus die Angst entstanden ist. Nachdem wir den Bewegungsablauf physisch optimiert und mental trainiert haben (und sie die Übungen zu Hause auch fleißig wochenlang gemacht hat), war die Angst vor dem Runterfallen und gewaschen werden komplett verschwunden und nie mehr Thema. Und ganz nebenbei hat sich ihr Surfen ganz automatisch verbessert, ohne dass sie in all diesen Wochen auch nur einmal auf dem Brett gestanden ist (das Mentaltraining hat zwischen zwei Surftrips stattgefunden).

Zu Hause kannst du zum Beispiel bis zum Umfallen Youtube-Videos von professionellen Surfern anschauen, um zu sehen, wie eine Bewegung aussehen muss. Dann schließ nach jeder Sequenz die Augen und stell dir vor, wie du selber auf dem Brett stehst und das genau so machst. Durch das Sehen und sich dann selber vorstellen trainierst du dein Gehirn schon im Voraus auf die Bewegung. Wenn du am Strand bist, nimm dir die Zeit und beobachte die anderen Surfer. Analysiere sie. Natürlich kannst du auch zu einem Surfmentaltrainer gehen und ganz konkret deine eigenen Bewegungsmuster unter die Lupe nehmen.

Atem – das Lebenselixier

Ist dein Atem stark ist deine Angst klein. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall hilft das Wissen um einen starken Atem enorm, viel Angst überwinden zu können. Wenn du weißt, dass du genug Luft hast, um ohne Probleme lang unter Wasser aushalten zu können, nimmst du Waschgänge auch viel lockerer.

Meine Tipps hierzu: Einen Apnoe-Tauchkurs besuchen. In Zürich zum Beispiel hier: http://www.freediving.ch oder in Bern bei https://apnoe4surfers.ch/. Als Online-Kurs kann ich dir wärmstens mein Breathwork-Mentor Daniel von Surf4Earth empfehlen. Alle Atemübungen um deine Lungenkapazität zu steigern und alle surfspezifischen Atemübungen sind an Land und ungefährlich. Hier findest du mehr Infos zum Kurs: Surfspecific Breathwork Course

Instant-Relax-Methode

Wäre es nicht schön, genau dann ein Prise Entspannung zur Verfügung zu haben, wenn du sie gerade brauchst? Sozusagen eine Instant-Relax-Methode? Entspannung ist erlernbar. Mit regelmäßiger Übung kannst du deinen Körper und Geist trainieren, auf Stresssituationen sofort mit Entspannung zu reagieren. Zum Beispiel mit Atemübungen und progressiver Muskelrelaxation. Wichtig dabei ist, diese Übungen regelmäßig über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen bis Monate) zu üben, damit sich der Körper und Geist an die Entspannungsreaktion gewöhnt.

Body-Mind-Connection

Ein gutes Körpergefühl und Bewusstsein über die Verbindung zwischen Körper und Geist ist eine wichtige Grundlage für Gelassenheit und Selbstvertrauen. Aktivitäten wie Yoga, Meditation, Tai-Chi, Qi-Gong und ähnliche können dir helfen, diese Basis zu schaffen und zu stärken.

Visualisieren

Im neue Bilder oder Erfahrungen kreieren oder bereits erlebte Situationen wiedererleben kannst du lernen, deine Surfmanöver zu verfeinern und verbessern sowie dein Aktivitätslevel bewusst zu kontrollieren. Wenn du zum Beispiel in Angst bist, ist dein Aktivitätslevel viel zu hoch, um eine optimale Leistung zu erbringen, wenn du aber super relaxt im Line-up sitzt und nicht so in die Gänge kommst, ist es viel zu tief.

Genau bei der Angst kann es sehr hilfreich sein, wenn du deine Emotionen kontrollieren kannst und die angstauslösenden Situationen schon hundert Mal mental geübt hast. Durch das mentale Üben verliert die angstauslösende Situation schon einmal ihren starken Einfluss auf deine negativen Emotionen und dein Geist hat die Erfahrung bereits mit einer positiven Emotion verknüpft, weshalb du in Zukunft ganz anders an die Situation herangehen wirst.

Beim Visualisieren ist es sehr wichtig, alle 5 Sinne miteinzubeziehen und emotional so tief wie möglich reinzugehen. Mach die inneren Bilder lebendig, farbig, visualisiere im Normaltempo, mal schnell, mal in Zeitlupe. Sei kreativ, Visualisieren kennt keine Grenzen. Finde für dich auch die richtige Art zu visualisieren. In Ruhe zum Beispiel sitzend oder liegend. Oder in Spannung, z.B. auf einem Indo-Board stehend oder auf einem Swiss-Ball kniend. Visualisieren unter Spannung geht grundsätzlich tiefer.

Beispiel:

Wenn du deine Position gefunden hast, atme ein paar Mal tief ein und aus. Lass den Atem einfach geschehen, von alleine, in seinem eigenen Rhythmus, aber richte deinen Fokus auf das ein- und ausatmen. Wie der Atem wie eine Welle kommt und geht. Vielleicht spürst du auch den Luftzug an den Nasenlöchern. Atme nun 10 x tief ein und aus, mit jedem Atemzug tiefer gehend in deinen inneren Fokus, in deine innere Welt, immer tiefer sinkend mit jedem Atemzug. Fühle so richtig, wie du mit jedem Atemzug immer tiefer sinkst. Und wenn du bei 0 angelangt bist, stelle dir deine Situation während des Surfens vor. Vielleicht eine Situation, in der du normalerweise Angst hast. Sieh genau hin, was um dich herum geschieht, höre, welche Geräusche um dich herum sind, fühle das Wasser, die Luft, alles um dich herum, rieche, wie es da riecht. Und wenn du so richtig in dieser Situation drin bist, dann spiel diese Situationen nun durch. Surfe die Wellen, und wenn du zum Beispiel gewaschen wirst, dann fühl so richtig hinein wie du die Kontrolle behältst. Die Situationen sollten immer von Erfolg gekrönt sein. Sei es wie gesagt eine Welle zu meistern, sei es, in einer gefährlichen Situation zum Beispiel ganz gelassen zu bleiben. Tu dies mindestens mehrere Minuten lang. Und möglichst regelmäßig über einen längeren Zeitraum (z.B. mehrere Wochen lang).

Eine weitere Technik ist die Folgende:
Die Einleitung ist dieselbe wie oben beschrieben (Atem). Aber dann stellst du dir vor, wie du am Strand sitzt, und dir selber dabei zuschaust, wie du in die angstauslösende Situation kommst. Spiel die Situation mehrmals durch, mach die Situation lustig, z.B. unter Wasser schaut dich plötzlich ein farbiger großer Fisch an und schiebt dir ne Sauerstoffflasche zu, oder du schneidest lustige Grimassen dabei, füge lustige Musik hinzu, lach dabei. Auch hier, deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, schaff dir deinen Film. Und dann, wenn du den Film ein paarmal durchgespielt hast, gehst du selber in die Situation und wirst feststellen, dass sie dir keine Angst mehr macht. Und dann geh über in die Technik wie oben beschrieben (erfolgreiche Situationen visualisieren).

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, dies einfach mal, um euch eine Idee zu geben, was ihr tun könnt.

Hast du eine Angst im Wasser, die eine bestimmte Ursache hat? Z.B. mal fast ertrunken sein, oder ein besonders krasses Erlebnis beim Surfen? Dann kann auch Hypnosetherapie helfen, um das ursächliche Ereignis, auch Trauma genannt, aufzulösen.

Selbstgespräche:

Ein weiteres sehr wichtiges Thema: Selbstgespräche. Wir reden dauernd mit uns selber, meistens nicht sehr positiv. Wer kennt das? „Oh nein, ich bin so dumm, warum habe ich DAS schon wieder nicht geschafft, warum hab ich dies und jenes falsch gemacht, hätte ich es doch nur anders gemacht“, etc. etc.

Achte dich einmal darauf, wie du mit dir selber sprichst wenn du im Wasser bist. Motivierst du dich eher oder machst du dich selber zur Schnecke?

Eine Übung:

Überlege dir einmal, was du alles für negative Dinge zu dir selber sagst oder denkst, wenn du am Surfen bist. Schreib alles untereinander auf. Dann formuliere diese negativen Sätze oder Worte in positive Aussagen um.

Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Die Welle ist zu groß, ich werde bestimmt gewaschen.
⇒ Ich sehe die Welle als Möglichkeit, mich selber zu testen.

Das schaffe ich auf keinen Fall.
⇒ Mit Durchhaltevermögen und Training weiß ich, dass ich es können werde.

Eine weitere Übung:

Finde für dich dein Motivationswort, auch Schlüsselwort genannt, das dir erlaubt, deinen Fokus sofort wieder auf dein Ziel und deine Handlungen zu lenken und dich wieder motiviert. Meins ist ganz simple: „Los, mach“. Verwende ich dieses Wort (zwei Worte), dann krieg ich sofort wieder die Entschlossenheit und Motivation, die ich grad brauche. Um zu Üben, kannst du das Wort auch immer im Alltag benutzen, kurz, in jeder Situation, in der du negativ zu denken beginnst. So gewöhnst du dich daran, zu merken, wann du negativ denkst und gewöhnst dich daran, diese Gedanken in eine kreative und positive Richtung zu lenken. Es geht nicht um blindes positives Denken, sondern darum, Möglichkeiten und Chancen zu erkennen und diese zu deinem Vorteil zu nutzen, und dich ganz einfach in einen positiven, nützlichen Mindset zu bringen.

Geh deine Angst sofort an, je früher, desto mehr Spaß und Erfolg hast du bei deiner nächsten Session.

Ich bin zertifizierte Hypnosetherapeutin und Sportmentaltrainerin. Kontaktiere mich, wenn du ein persönliches Coaching und/oder eine Hypnosesessions wünschst.